Interview mit Stefanie Rausch vom Atelier dreispinnen

Hallo Stefanie, erzähle uns ein paar private Dinge von dir. Alter, Wohnort, Hauptberuf, Familie, Hobbys:
Ich bin 1968 in Friedrichshafen am Bodensee geboren. Nach dem Schulabschluss bin ich nach Hamburg gezogen, habe dort in verschiedenen Jobs gearbeitet. Schließlich konnte ich Illustration und Malerei studieren und lebe heute noch mit meiner Frau in der Hansestadt. Hauptberuflich arbeite ich als Illustratorin und freischaffende Künstlerin. In freien Momenten gehe ich gerne weg, sei es in die Stammkneipe, ins Restaurant auf Konzerte…. Corona bedingt ist das ja etwas rar geworden, zum Glück lese ich gerne und liebe, sammle Comics, höre Musik dazu. Kochen finde ich auch schön und mit ungesunden Snacks auf dem Sofa zu Faulenzen, vielleicht eine Film zu gucken ist großartig.

Wie bist Du zur Kunst gekommen?
Ich habe schon in der Grundschule zum Thema Berufswunsch geschrieben: Malerin oder Innenausstatterin (letzteres kam von meiner Mutter). Von diesem Wunsch ausgehend, war es nicht schwer mein Interesse für Kunst schon früh zu wecken. Speziell zu verdanken habe ich das aber sicher meinem Kunstlehrer Stephen Kass (DANKE!) der mich ab der fünften Klasse gefördert hat.

Seit wann malst Du?
Seit dem ich denken kann.

Wie beschreibst Du Deine Kunstrichtung selbst?
Im Moment ist mein Stil expressiv, mit Anklängen an art brut und gelegentlich mit Text und/oder illustrativen Elementen.

Wie findest Du Deine Motive?
Da ich sehr intuitiv arbeite, finden die Motive in der Regel mich. Manchmal habe ich schon eine Vorstellung, was ich malen möchte und setze das dann stringent um. Oft aber fange ich an mit Farbe und Form zu spielen, beobachte, was sich entwickelt und beschließe im Arbeitsprozess Thema und Aussage, die ich dann verdichte.

Hast Du Vorbilder (malerisch und außerhalb der Kunst)?
Ich finde den Begriff Vorbilder etwas schwierig. Vorbild sein kann ja schon sehr auf dem Vorbild lasten und dem Vorbild nach zu eifern kann irre anstrengend sein ;-). Stattdessen würde ich eher sagen, dass ich versuche mich an gewisse ethische und ästhetische Richtlinien zu halten. Ich versuche als Mensch so durch das Leben zu gehen, dass ich ich mich noch im Spiegel ansehen kann. Als Künstlerin empfinde ich Authentizität als eines der höchsten Gebote. Oberflächliche, schnell einnehmende und dann schal werdende Arbeiten (die auch oft noch davon leben zu kopieren) sieht man meines Erachtens nach immer häufiger und ich versuche meine Arbeit dahin gehend zu überprüfen.


Wo siehst Du Dich in 10 Jahren privat und als Künstler?
Ich sitze mit einer Tasse Kaffee in der Sonne auf den Treppenstufen vor meinem Atelier. Links blüht ein Oleander und rechts steht eine Tomatenpflanze oder etwas in der Art in einem alten Kochtopf. Während ich da so vor mich hin prokrastiniere kommt die Nachbarin oder Nachbar vorbei und wir quatschen erstmal ein Stündchen oder zwei…

Was würdest Du mit einer Million Euro machen?
Ich hatte noch nie einen Bezug zu Geld. Tatsächlich und ehrlich versteh ich es nicht. Das hat dann auch dazu geführt, dass ich im Ausgeben begabter bin als im Sparen, daher muss ich ehrlicherweise antworten, dass ich einen Teil wohl für Altersvorsorge zurück legen würde, um die ich mich, wie so viele Künstler*innen, einfach zu wenig gekümmert habe. Einen Teil würde ich spenden. Ich finde es obszön, das manche Menschen mehr Geld haben, als sie in einem Leben ausgeben können. Das muss aufhören und da muss man auch bei sich selbst anfangen.

Welche anderen Künstler*innen bewunderst Du und warum?
Au weia! Es würde Seiten kosten alle Künstler*innen aufzuzählen, die ich schätze und bewundere. Denen ich nachgeeifert habe und die mich beeinflusst haben.
Um einen Versuch zu wagen könnte man aber sagen, dass mich Frauen in der Kunst sehr interessieren. Das liegt sicher daran, das ich Feministin bin und das weibliche Kunst entweder durch die Verteilung der Geschlechterrollen unterdrückt und oder von der Geschichte und dem Kunstmarkt in Teilen ignoriert wurde (und wird). Ich verbeuge mich vor Frauen aus allen Zeiten, die ihren Weg gegangen sind. Sei es Artemisia Gentileschi, Anita Rée, Hanna Höch, Louise Bourgeois, Carmen Herrera, Leonora Carrington, Etel, Adnan Eva Heese, Beverly Buchanan bis hin zu Paula Rego, Kara Walker – um nur ein paar wenige zu nennen…
Im Moment bewundere ich meine kleinen Neffen, die in ihrer Malerei, ihrer impulsiven Handhabung von Themen und der anarchischen Umsetzung der Knaller sind. Bedauerlicherweise interessieren sie sich selbst mehr für Fußball als für eine frühe künstlerische Karriere.

Ergänze den Satz: „ Ein Leben ohne Kunst ist…”: Wie die Höhlen von Lascaux ohne Zeichnungen.

Welches Deiner Werke gefällt Dir am besten und warum?
Das wechselt. Eines, an das ich mich immer gerne erinnere ist ein Clown, den ich auf ausrangiertem Computerpapier gemalt habe. Ich werde nie vergessen, wie ich auf die Idee gekommen bin, das damals übliche Computerpapier an die Tür des Kinderzimmers zu kleben. Ich bin auf eine Stuhl gekrabbelt und habe mich malend nach unten gearbeitet. Der Clown als Thema hat mich als Kind sehr beschäftigt. Einerseits eine glückliche Erinnerung an eine Nachmittag im Zirkus. Andererseits hatte ich in Teilen keine einfache Kindheit und der Clown war wohl ein Symbol dafür, sich hinter einer lachenden Maske zu verstecken. Als Mensch habe ich lange daran gearbeitet, Lachen als prima Bewältigungsstrategie zu erhalten, aber auch den schwierigen Gefühlen, Erfahrungen und Erinnerungen Raum zu geben. Heute male ich keine Clowns mehr.

Kunstwerke von Steffi:

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