Der Künstler über sich:
Ich bin 1975 geboren, wohne in Braunau am Inn, in Österreich, pendle viel zwischen Wien und Oberösterreich. Ich habe viele Jahre in Wien gelebt und habe noch einige sehr wichtige Freunde in Wien. Auch lade ich in Wien gerne meine kulturellen Akkus wieder auf. Hauptberuflich arbeite ich als Sozialarbeiter in der offenen Jugendarbeit. Ich hab schon in vielen unterschiedlichen Bereichen gearbeitet aber die Sozialarbeit ist die erfüllendste Arbeit, die ich bisher hatte. Hobby ist so ein bagatellisierender Begriff. Schwimmen, Radfahren, Fernsehen – das sind Dinge, die man früher als Hobbies ins Freundschaftsbuch geschrieben hat. Dinge die man macht, ohne darüber nachzudenken, die man halbherzig macht – das sind Hobbies. Ich interessiere mich für so viele Dinge, da gibt es kaum ein Grenze. Und wenn etwas mein Interesse gewinnt, dann verfolge ich das auch mit Enthusiasmus.
Ich habe mich künstlerisch ausgedrückt, solange ich denken kann. In meiner Jugend habe ich mich auch mal an der Akademie der Bildenden Künste in Wien beworben. Damals waren mir letztendlich aber andere Sachen wichtiger als Kunst zu studieren. Ich bereue das aber nicht. Naja, manchmal schon. Meine erste Leinwand habe ich mir vor über 20 Jahren gekauft. Ich liebe es großflächig arbeiten zu können. Dazu fehlt mir momentan leider der Platz aber das wird sich wieder ändern und darauf freue ich mich schon. Momentan arbeite ich hauptsächlich auf Papier. Das Medium schränkt zwar ein, das muss aber nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein. Die Reduktion der Möglichkeiten kann kreative Prozesse ja auch befeuern.
Meine Kunst, so wie ich sie derzeit produziere, würde ich dem Neoexpressionismus zuordnen. Aber mit Genres tue ich mir schwer. Ich bestimme nur begrenzt bewusst, was ich produziere. Vor ein paar Jahren habe ich sehr strukturiert gearbeitet. Meinen Arbeiten lag ein Paralleluniversum zugrunde, in dem Magie herrschte und indem Wesen lebten, die jenseits unserer Vorstellung lagen. Es gab einen Riss in unserer Wirklichkeit, die eine Art Portal zu diesem Universum schuf und durch diesen Riss, den “Rift”, gelang es auch der Magie in unsere Realität zu gelangen. Damit beschäftigte ich mich, wie würde sich unsere Realität verändern, würde eine Kraft auf sie einwirken, die wir nicht im geringsten kontrollieren oder einschätzen können und die macht was sie will. Das hat ja, wenn man das so sagt, einen sehr zeitgemäßen Realitätsbezug. Jedes Symbol, jede Komposition, jedes Schnipsel hatte eine Bedeutung und lebte dort. Es gab dann verschiedene, sehr einschneidende Ereignisse in meinem Leben, die zu einer Schaffenspause führten und andere, wie der Suizid eines guten Freundes, die mich wieder zurück zur Kunst brachten. Aber ich wollte nicht mehr in ein Universum zurück, das von so viel Zerstörung geprägt war. Es lässt mich zwar nicht ganz los, weil ich immer noch Teile davon remixe. Angstionismus, vielleicht. Mein Zeug ist voller Ängste und Zweifel, meiner eigenen und die anderer ebenso. Leute, die sich meine Bilder ansehen, meinen immer wieder, dass die ihnen Angst machen. Das ist wahrscheinlich die Konfrontation mit etwas Undefinierten, etwas Ungebändigten. Keine Ahnung.
Ich versuche möglichst keine Vorbilder zu haben. Das beeinflusst dann meine Arbeit zu stark. Aber es gibt natürlich Menschen die Kunst machen und Konzepte, vor denen ich großen Respekt habe. Zwei Zeitgenossen sind sicher Jonathan Meese und Ai Weiwei. Die könnten nicht weiter voneinander entfernt sein und das ist ja auch wieder ganz stimmig. Ich halte mich gerne zwischen den Extremen bzw. weit voneinander entfernten Polen auf. Der eine macht K.U.N.S.T. und sagt, Kunst ist nie politisch. Kunst ist Kunst. Punkt. Was ja eigentlich ein sehr politisches Statement ist – Kunst lässt sich nicht vereinnahmen. Er erschlägt beinahe mit seiner Bildgewalt und seinen Aussagen und Thesen. Der andere macht aus politischem und sozialem Engagement messerscharfe Kunstwerke – politischer Aktionismus in Galerien, der dich nicht kaltlassen kann. Wer Ai Weiweis Kunstwerke sieht und dabei nicht schreien und heulen möchte, der ist Teil des Problems. Wollte man Gemeinsamkeiten zwischen den beiden finden, wäre es der Fokus auf den Themenkomplex und den Mut sich inspirieren zu lassen und sich selbst zu remixen.
Wo ich mich in 10 Jahren sehe? Ich weiß nicht mal, wo ich mich in drei Jahren sehe. Mein Leben ist bisher nicht in Bahnen verlaufen, die eine 10-Jahres-Prognose zugelassen hätte und das ist auch ganz gut so. Mit einer Million macht man heute gar keine großen Sprünge mehr oder? Ich mein, kauf dir ein Haus mit kleinem Garten und ein Auto und du bist gut beraten, dir den Rest des Geldes für die Instandhaltung zu sparen.
Ob ich das machen würde, weiß ich allerdings nicht.
Ein Leben ohne Kunst ist ein neoliberales Paradies der Effektivität und Effizienz.
Das Bild, von dem ich am Anfang gesprochen habe, das erste auf Leinwand, war ein Startschuss in eine ganz konkrete Richtung. Darum gefällt es mir auch heute noch immer am besten. Das sage ich, obwohl ich es mir schon jahrelang nicht mehr angesehen habe. Es steht in einem Keller, der nicht mir gehört.
Vielleicht würde ich so meine Kunst beschreiben: “Ein Keller, der nicht mir gehört.”
Bilder von Alexander Huber-Nowak bei ARTlistic: